Informations- und Nachrichtenkompetenz nach Meßmer/Sängerlaub (2020). Graphiken von Anne-Sophie Stelke.

Über die Studie

Die Digitalisierung der Öffentlichkeit hat ein paar grundlegende Prinzipien über Bord geworfen. Waren früher Journalistïnnen die hauptamtlichen Gatekeeperïnnen der Informationen, die uns über Massenmedien erreichten, kann heute von Twitter bis YouTube jeder selbst seine eigenen Medien gestalten – oder in diesen sogar Nachrichten erstellen und verbreiten. Zu den neuen Gatekeeperïnnen treten Social-Media-Plattformen, deren Algorithmen Informationen nach aufmerksamkeitsökonomischen Faktoren sortieren. 

Damit sind die digitalen Öffentlichkeiten voraussetzungsreicher geworden als die analogen. Denn die Fähigkeit Informationen von Desinformationen zu trennen, Informationsfragmente, die uns über Social Media erreichen, schnell einzuordnen oder zu fact-checken, oder eben die Vertrauenswürdigkeit einer Quelle einzuschätzen, ist nun den Nutzenden überlassen. Diese fünf Skillsets sieht man oben in der Grafik. Zu diesem Skillset gesellt sich noch das Mindset "Der Citoyen": Denn nur, wer zumindest grundlegendes Vertrauen in "die Medien" und "die Demokratie" hat, ist überhaupt in der Lage, sich zu informieren.

Dies heißt aber auch, dass wir alle diese völlig neuen Fähig- und Fertigkeiten brauchen, um in der Informationsflut nicht zu ertrinken. Die 2021 veröffentlichte Studie "Quelle Internet?" zeigt jedoch, dass die Deutschen (noch) nicht sonderlich nachrichtenkompetent sind. Nur 22% der über 4.200 repräsentativ Befragten erreicht hohe Kompetenzwerte, 33% kommen auf ein mittleres Kompetenzniveau, 46% haben eine geringe bzw. keine Nachrichtenkompetenz.

Die Studie wurde in der Stiftung Neue Verantwortung (heute Interface) realisiert. Finanziert wurde sie von der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien (BKM), der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb), der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM) und der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (mabb). Die Idee hatte Alexander Sängerlaub. Das Fundraising übernahmen Sebastian Rieger und Alexander Sängerlaub. Die Erhebung übernahm die Agentur für forschungsbasierte Beratung pollytix.

Studie zum Download

"Quelle: Internet"? Digitale Nachrichten- und Informationskompetenzen der deutschen Bevölkerung im Test. (2021) von Anna-Katharina Meßmer, Alexander Sängerlaub & Leonie Schulz, Berlin: Stiftung Neue Verantwortung

Verstehen, was ist. Auf dem Weg in die nachrichtenkompetente Gesellschaft. (2020) Anna-Katharina Meßmer & Alexander Sängerlaub, Berlin: Stiftung Neue Verantwortung

Tool: Der Newstest

Zusammen mit der Studie erschien das Tool Der Newstest, dass wir mit dem Designstudio nach morgen entwickelt haben. Das eigentlich als "Gimmick" geplante Tool für die Veröffentlichung der Studie wird heute mit teils über 1.000 täglichen Abrufen im gesamten DACH-Raum von Schulen, Universitäten und Erwachsenenbildungseinreichtungen zur Vermittlung von Informations- und Nachrichtenkompetenz genutzt. Mehr Infos über den Newstest gibt es hier.

Auszeichnung mit dem Hans-Bausch-Mediapreis

2022 wurden Anna-Katharina Meßmer, Alexander Sängerlaub und Leonie Schulz mit dem Hans-Bausch-Mediapreis für ihre Studie "Quelle: Internet"? geehrt. Lustig bis absurde Randnotiz: Der SWR verbreitet mit seiner Nachricht über den Preis selbst "Fake News", in dem er behauptet, dass "Drei Forschende der Universität Tübingen" mit dem Preis ausgezeichnet wurden. Allerdings vergeben der SWR und die Universität Tübingen gemeinsam den Preis an die drei Forschenden (alle drei nicht von der Universität Tübingen). 🙃

Verleihung des Hans-Bausch-Mediapreises bei SWR Aktuell

Ansprechpartner*innen

Alex Sängerlaub

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Prof. Dr. Tong-Jin Smith

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