Systemtheorie & Bruttonationalglück
"Wenn die Regierung kein Glück für ihr Volk schaffen kann, dann gibt es keinen Grund für die Existenz der Regierung."
Das Bruttonationalglück (engl. Gross National Happiness) ist eine Idee, die ihren Ursprung bereits vor 400 Jahren im kleinen Königreich Bhutan hatte. Anstatt nur auf wirtschaftlichen Erfolg zu setzen, misst Bhutan den Fortschritt des Landes anhand der Zufriedenheit und Lebensqualität seiner Bürger anhand humanistischer und psychologischer Faktoren. Das Bruttonationalglück umfasst Aspekte wie nachhaltige Entwicklung, kulturelle Werte, Umweltschutz und gutes Regierungsmanagement – all das, was das Leben lebenswert macht. Hier geht es nicht nur um das Bruttoinlandsprodukt (BIP), sondern darum, wie sich die Menschen wirklich fühlen und welche Bedingungen ein gutes Leben ermöglichen.
Auch andere Länder haben das Potenzial dieser Idee erkannt und eigene Wege entwickelt, um das Wohlbefinden ihrer Bevölkerung in den Mittelpunkt zu stellen. Neuseeland war eines der ersten Länder, das ein „Wellbeing Budget“ einführte, bei dem soziale Indikatoren wie psychische Gesundheit und soziale Gerechtigkeit genauso wichtig sind wie die wirtschaftliche Leistung. Island, Wales und Schottland verfolgen ähnliche Ansätze, bei denen das Gemeinwohl Vorrang vor reinem Wirtschaftswachstum hat. Diese Länder beweisen, dass es möglich ist, moderne Regierungen zu führen, ohne das Glück der Menschen aus den Augen zu verlieren. Die Vereinten Nationen (UN) befassten sich 2011 mit dem Konzept.
Die Idee dahinter ist so simpel wie revolutionär: Was bringt uns wirtschaftlicher Erfolg, wenn die Menschen unglücklich, gestresst oder ausgebrannt sind? Statt blindem Wachstum geht es darum, eine Balance zwischen Wirtschaft, Umwelt und dem Wohlstand aller zu finden – für ein erfüllteres Leben und eine gesündere Gesellschaft. Bei futur eins suchen wir nach Wegen und Konzepten, das BNG auch in Deutschland stärker in den politischen Fokus zu rücken – und nutzen dafür die von Niklas Luhmann entwickelte Systemtheorie. Auf der re:publica 2022 gab es dazu einen ersten Impulsvortrag von Alex Sängerlaub (siehe Video unten).